Sonntag, 8. Januar 2017

Desaster!



Blatt für Blatt, Seite für Seite. Vorwärts geht die Reise in eine Handlung von Aderlass, von Fäulnis, von Krankheit, von Blut und Tod, und der Boden verliert an Bedeutung … Agonie, qualvoll bleibt die Nachgeburt in der Wand stecken. Schauriges zeigt sich. Ein Bild voller Grauen. Die Zimmerdecke senkt sich herab, kein Entkommen in den Kellergewölben Moder und Motten wimmeln Maden, und schwammig und feucht blähen sich flatternde Tapeten an brüchigen Mauern, herab wollen Dämonen aus den Kammerecken, weggesperrte, vergessene Spukgestalten aus tausend und einer Nacht, und Nächten und Tagen, die in alten fasrigen Jutesäcken stecken, kriechen über schlüpfrige Pflaster. Keuchender Atem wird hörbar. Duck dich unter der Last der überfälligen Erinnerungen. Schwellen der Zunge im Mund. Klappernde Laute im Nebenzimmer. Schwarze Schatten wie Flügelschlag herabstürzender Raben streifen die Wange! ... DAS Erleben aus zweiter Hand. Der schrecken der Medusa, und windende Schlangen um den Hals ... Das Buch gleitet hinab und glasig fallen Augen aus Höhlen ... ich war in der Hölle! ... Das wahre Leben bestehend aus Mikrowellenherd, eine Urlaubsreise mit dem Billigflieger nach Malle, und Bohneneintopf, wenn es knapp wird, auch KFC hilft manchmal aus der Bredouille und magere Zeiten werden überbrückt. Wenn der Kegelverein einen Ausflug macht, schlagen die Herzen höher. Aneinandereihung ereignisloser Tage und Nächte, Einerlei alltäglicher Begebenheiten, Schöner Wohnen mit Küchenzeilen und der Trottel von nebenan hat wieder die Fußmatte verkehrtherum gelegt. Keine weiteren Höhepunkte. Kleine Szenen einer Ehe runden das Bild. Spiel mit dem Feuer bei Canasta und Rommé, ab da kommt das Abenteuer in die Stuben. Im TV reitet der wilde Mann ohne Kopf, da wütet der Massenmörder mit dem Hackebeil und eine Buchempfehlung der Nachbarin von nebenan ... Da wünscht man sich doch mal ein richtiges Desaster ...
©dherrmann

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